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Aus zwei wird eins: Wie JuLise Führung neu denkt

Sie nennen sich selbst „JuLise“ - ein Kunstwort aus ihren beiden Vornamen. Julia Binder und Luise Titze teilen sich nicht nur einen Job, sondern auch Verantwortung, Entscheidungsfreude und eine ordentliche Portion gegenseitiges Vertrauen. Mit unserem Coaching haben wir sie begleitet. Im Gespräch erzählen sie uns, warum sie ihren Führungsstil gemeinsam entwickelt haben, was den Reiz am Jobsharing ausmacht und warum sie sich von Anfang an bewusst Zeit genommen haben, um sich als Tandem zu finden. 

 

Wie das funktioniert? Erzählen sie euch am besten selbst…! 



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Wie seid ihr beide überhaupt zum Jobsharing gekommen? 

 

Julia: Bei mir war der Auslöser die Rückkehr aus meiner zweiten Elternzeit. Mein Ziel war klar: Ich wollte eine Führungsrolle übernehmen, ohne in eine 40-plus-Stunden-Woche einzusteigen.. Nach meiner ersten Elternzeit bin ich in Teilzeit gestartet, doch in der Realität wurde daraus schnell „Teilzeit plus“ - da der Druck der Erreichbarkeit unheimlich hoch ist. In meiner zweiten Elternzeit habe ich dann angefangen zu recherchieren, was es für Modelle gibt, und bin auf Jobsharing gestoßen. Ich fand das spannend und habe mich auf Führungspositionen beworben und das Jobsharing Modell aktiv angesprochen. Die Managerin einer potenziellen Führungsposition war sehr offen und hat mir gesagt: „Wenn du jemanden hast, mit dem du dir die Stelle teilen kannst - super.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch keine Partnerin oder Partner. 

 

Luise: Bei mir war es ganz ähnlich, die Familiensituation spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle. Nach meiner ersten Elternzeit bin ich wieder Vollzeit in meine Führungsrolle eingestiegen, was mir großen Spaß gemacht hat. Aber ich wusste, dass ich nach meiner zweiten Elternzeit etwas ändern möchte. Ich wollte in Teilzeit zurückkehren, aber meine Karriere trotzdem weiter voranbringen. Genau das schien allerdings kaum möglich.. Als ich dann von der Managerin hörte, dass jemand auf der Suche nach einer Partnerin fürs Jobsharing war, habe ich direkt gedacht: Das könnte passen. 

 

Und dann habt ihr euch erst mal kennengelernt? 

 

Luise: Genau. Wir kannten uns vorher tatsächlich gar nicht, da wir aus völlig unterschiedlichen Bereichen kamen. Im Nachhinein ein echter Vorteil: Wir bringen beide unser eigenes Netzwerk mit und ergänzen uns durch unsere unterschiedlichen Perspektiven perfekt.. Wir haben uns kennengelernt und ziemlich schnell erkannt, dass wir großartig zusammenpassen und gemeinsam etwas aufbauen können.

 

Julia: Für uns beide war schnell klar: Wir wollen Verantwortung gemeinsam übernehmen und nicht nur eine Stelle aufteilen. Deshalb haben wir uns zusammen auf die Position beworben - und so ist „JuLise“ entstanden. 

 

Wie würdet ihr eure Rolle heute beschreiben? 

 

Julia: Wir leben ein echtes Sharing-Modell. Das heißt, wir führen gemeinsam ein Team, entwickeln die Strategie, steuern Inhalte und übernehmen die Führungsaufgabe zusammen. Verantwortung und Erfolg liegen immer auf beiden Schultern - ebenso wie Herausforderungen oder die weniger perfekten Momente. 

 

Luise: Wir haben uns bewusst gegen ein Modell entschieden, bei dem jeder feste Tage hat. Wir decken gemeinsam die ganze Woche ab und sind dadurch sehr flexibel. Wenn jemand krank ist oder Urlaub hat, springt einfach die andere ein. Dadurch müssen weder unsere Stakeholder noch unser Team darüber nachdenken, wer zuständig ist, oder auf die Rückkehr einer von uns warten. Wir stellen sicher, dass jederzeit jemand ansprechbar ist – nach außen treten wir als Einheit auf. 

 

Gab es anfangs Vorbehalte von eurem Umfeld? 

 

Luise: Eigentlich kaum. Unser Team war sehr offen und hat gesagt: „Wir probieren das einfach mal aus.“ Gerade am Anfang haben wir bewusst Zeit investiert, um uns vorzustellen, Fragen zu beantworten und unser Modell zu erklären. Dadurch konnten wir schnell Vertrauen aufbauen. Nach zwei, drei Monaten war unser Tandem so selbstverständlich, dass niemand mehr gefragt hat, wer gerade da ist. 

 

Julia: Natürlich gab es neben der Neugierde am Anfang auch ein gewisses Maß an Skepsis - schließlich ist Jobsharing für viele noch etwas Neues. Uns war daher besonders wichtig, von Anfang an als Einheit sichtbar zu sein. In den ersten Wochen sind wir bewusst gemeinsam in wichtige Meetings gegangen, um unserem Team und unseren Stakeholdern zu zeigen, wie wir zusammenarbeiten. Außerdem kommunizieren wir nach außen nur über unseren gemeinsamen Namen und den gemeinsamen Account - so bleibt klar: Wir agieren als eine Einheit.  

Und wie organisiert ihr euch im Alltag? 

 

Julia: Wir arbeiten sehr strukturiert und transparent zusammen: Wir dokumentieren in Zusammenfassungen - von kurzen Abstimmungen bis zu längeren Meetings. Das ist bereits eine  Reflextion undmacht uns so effizient. Damit wir unsere Zeit optimal einsetzen, gehen wir nur in ausgewählte Meetings gemeinsam und teilen uns die meisten Termine strategisch auf. Kurze, verbale Check-ins oder auch Check-outs am Tag helfen uns dabei, uns regelmäßig abzustimmen, offene Fragen zu klären und wichtige Themen auf den Punkt zu bringen.  Jede von uns kann jederzeit nachlesen, was besprochen wurde oder noch ansteht. Mit einem gemeinsamen Kalender und einer gemeinsamen E-Mail-Adresse unter dem Namen JuLise sind wir perfekt aufeinander abgestimmt. Nach außen mag das zunächst ungewohnt wirken, aber für uns ist es die Basis, um effizient und klar miteinander zu arbeiten.  

 

Luise: Durch unsere Organisation stärken wir unsere Effizienz und Zusammenarbeit. Wenn eine von uns in einem Meeting war, kann die andere nahtlos einspringen – ohne Zeitverlust oder Unklarheiten. Das schriftliche Festhalten von Themen zwingt uns dazu, strukturierter zu denken und Entscheidungen bewusster zu treffen. Tatsächlich ermöglicht uns Jobsharing, Vorurteile aufzubrechen: Statt ineffizienter Doppelarbeit oder unklarer Zuständigkeiten haben wir bewiesen, dass diese Kombination von Transparenz und Zusammenarbeit zu schnelleren und durchdachteren Entscheidungen führt. Unsere strukturierte Nachbereitung wirkt wie ein erster Qualitätscheck, der nicht nur uns, sondern dem gesamten Team zugutekommt. 

 

Gibt es etwas, das euch als Tandem stärker macht, als wenn ihr alleine wärt? 

 

Luise: Ganz klar - wir sind schneller und entscheidungsstärker. Gerade bei großen Entscheidungen merken wir das total: Mit einem zweiten Feedback und gemeinsamer Reflexion bringt man sofort verschiedene Perspektiven zusammen - das macht unsere Entscheidungen fundierter und klarer.   

 

Julia: Und das Beste daran: Man wächst nicht nur als Team, sondern auch persönlich. Ich schaue mir oft an, wie Luise Themen angeht, wie sie Entscheidungen trifft und davon lerne ich unheimlich viel. Gleichzeitig haben wir ein gemeinsames Ziel. Ich weiß, dass ich mich zu hundert Prozent auf sie verlassen kann. Dieses Vertrauen zwischen uns macht unsere Zusammenarbeit so stark. 

 

Was war für euch am Anfang besonders wichtig? 

 

Julia: Wir haben ganz bewusst Zeit investiert, um uns kennenzulernen. Nicht nur als Menschen, sondern auch, um wichtige Fragen zu besprechen: Wie wollen wir gemeinsam führen? Wie gehen wir mit Konflikten um? Welche Werte sind uns wichtig? 

 

Luise: Das war ein intensiver Prozess, weil er die Basis für das Vertrauen geschaffen hat, das wir heute habenDenn klar, es gibt Momente, in denen man vielleicht eine Entscheidung treffen muss, die nicht die eigene erste Wahl wäre – aber es zählt, dass wir nach außen immer geschlossen auftreten. Am Ende gewinnen wir viel mehr, weil wir als Einheit stärker sind und jede Entscheidung gemeinsam voranbringen.  

 

Habt ihr einen Tipp für andere, die ins Jobsharing starten wollen? 

 

Luise: Sich nicht einfach ins Modell reinwerfen, sondern bewusst damit auseinandersetzen: Passt das wirklich zu mir? Kann ich Verantwortung teilen, ohne das Gefühl zu haben, dass meine eigene Leistung nicht gesehen wird? 

 

Julia: In einem Tandem muss man bereit dafür sein, ständig Feedback zu bekommen. Das ist nicht immer einfach und nicht für jeden etwas. Genauso wichtig ist es, sich die Zeit zu nehmen, gemeinsam Grundlagen zu schaffen. Für uns war das am Anfang Gold wert und ist heute noch der Grund, warum „JuLise“ so gut funktioniert. 

 

Ganz herzlichen Dank euch beiden für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit eurem Modell! 

 
 
 
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